Ina May Gaskin, die „berühmteste Hebamme der Welt“ (Wikipedia), Frauenrechtlerin und Autorin von „Die selbstbestimmte Geburt“ (Kösel Verlag) feiert in ihrem neuen Buch Birth Matters die uns Frauen verbindende Stärke des Gebärens. Durch das Vertrauen in uns und unsere Fähigkeit Leben zu schenken, können wir das Gesicht der Welt verändern.
Ina May Gaskin setzt dabei auf das Teilen positiver Geburtserfahrungen und die Wirkung von Geburtsberichten als gelebte Solidarität unter Müttern. Sie kritisiert klar und fundiert die gegenwärtige Technisierung und zeigt ganz konkrete Abhilfen und Visionen einer neuen Geburtskultur als gesellschaftliche Aufgabe, die uns alle angeht. In einem Zusatzteil wendet sich Ina May Gaskin an die deutsche Politik und solidarisiert sich mit der gerade entstandenen Protestbewegung für eine menschenwürdige Geburtshilfe in Europa.
Ina May Gaskin ist die einzige Hebamme weltweit, nach der ein Eingriff in der Geburtshilfe, das Gaskin Manöver, benannt ist. Aufgrund ihrer überragenden Ergebnisse in dem von ihr geleiteten Geburtszentrum The Farm Midwifery Centre in Tennessee/USA, wird sie weltweit als herausragende Hebamme und Verfechterin der natürlichen Geburt gefeiert. Sie und ihr Team aus Hebammen sind bekannt für ihre niedrige Interventionsrate, Verletzungsrate und ihr Engagement gegen Müttersterblichkeit. Der Schlüssel zu einer sicheren Geburt sei der respect for natural process, Respekt vor natürlichen Abläufen.
Ina May Gaskin referiert an Universitäten, Schulen und Kongressen weltweit, um das Wissen der Hebammen am Leben zu erhalten. Sie engagiert sich außerdem für Doulas und für die Hebammen für Deutschland, indem sie sich auch politisch zu Wort meldet und unhaltbare Zustände der Geburtsmedizin in Deutschland kritisiert.
"for her whole-life's work teaching and advocating safe, woman-centred childbirth methods that best promote the physical and mental health of mother and child."
Aus der Laudatio in Stockholm bei der Überreichung des "Alternativen Nobelpreises" Right Livelihood Award 2011
"It's not just the making of babies, but the making of mothers that midwives see as the miracle of birth."
Barbara Katz Rothman, Sociologist, Author
Birth Matters - Die Kraft der Geburt
Inhalt
Vorwort von Ani DiFranco
Kapitel 1: Die Wichtigkeit der Geburt und Geburtsgeschichten
Kapitel 2: Second Wave Feminismus, Geburt und Muttersein
Geburtsgeschichte: Charlotte in Der Farm
Kapitel 3: Sexualität und Geburt
Kapitel 4: Ein Kurzer Blick auf die Geschichte der Hebammen und Geburtshelfer
Geburtsgeschichte: Chloe in Der Farm
Kapitel 5: Technik in der Geburtshilfe und Empowerment
Kapitel 6: Verbindende Schwesternschaft unter Müttern
Kapitel 7: Was ein Pate tun sollte
Geburtsgeschichte: Keri in Der Farm
Kapitel 8: Meine Vision der Zukunft
Geburtsgeschichte: Michaela im Northern New Mexico Birth Centre
Kapitel 9: Die Art der Geburtshilfe, die ich vermisse und ihre großen Verteidiger
Kapitel 10: Einschätzung der Politischen Situation in Deutschland
Anhang
Ein Hebammenmanifest
Mit Zusatzteil zur politischen Diskussion über die Qualität der Geburtshilfe in Deutschland und Ina Mays Solidarität mit der Protestbewegung, die durch Hebammen, Mütter und Doulas getragen wird.
1. Auflage Dezember 2013
355 Seiten, Format A5
ISBN: 9783943411195
fidibus Verlag
24,95 €
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Etwa 15 Prozent aller klinischen Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt in den ersten 12 Schwangerschaftswochen, und vier von tausend Schwangerschaften mit einer Totgeburt.
Fast jede zweite Frau hat entweder selber schon ein Kind in der Schwangerschaft verloren oder kennt jemand, dem das passiert ist. Und doch ist es immer noch ein sehr stilles Thema in unserer Gesellschaft, für manche sogar ein Tabu. Erst vor kurzem las ich in einem Internet Forum für Schwangerschaft, dass eine Frau gebeten wurde, doch bitte nicht das schwere Thema ihres „Sternchens“ (Fehlgeburt) in diesem Forum den anderen werdenden Müttern zuzumuten.
Die meisten werdenden Eltern in unserer Gesellschaft warten bis zur zwölften Schwangerschaftswoche bevor sie die “frohe Botschaft“ öffentlich verkündigen.
Sie schützen damit ihren privaten Raum, sich selber und die Möglichkeit eines frühen Abgangs. Oft erfahren Freunde, Kinder und Verwandte erst viel später, dass es da mal eine Schwangerschaft gab, ein Geschwisterchen...
Wenn Seelen nicht geboren werden, sondern uns nur eine Zeitlang im Mutterleib besuchen, bevor sie wieder von uns gehen, dann hinterlassen Sie in uns eine Lücke.
Wer selber schon einmal ein Kind verloren hat, kennt diesen Schmerz, den Schock. Das Loch, in das viele Frauen und Männer erst einmal fallen. Für jede Frau, jeden Mann, die ein Kind verlieren ist das eine tiefe und oft prägende Erfahrung, verbunden mit Schmerz und Trauer, oft Ohnmacht, Wut und Schuldgefühlen. Wo Freude und Liebe waren, ist nun Leere. Nie sonst erleben wir das Entstehen von Leben und Tod so nah und unmittelbar. Als Frau sogar im eigenen Körper. Das ist intensiv, sowohl auf der körperlichen als auch auf der feinstofflichen seelischen Ebene!
Trauer, Schmerz und Rituale sind wichtig beim Abschiednehmen
Ob ein Kind schon sehr früh abgeht oder später, oder im schlimmsten Fall wir eine Totgeburt erleben: Es gibt keine Hierarchie des Schmerzes und der Art wie wir trauern, trauern dürfen. Jeder Mensch ist hier einzigartig und geprägt durch seine Familie, Kultur, Religion, sein bisheriges Leben. und Erfahren.
Viele Menschen ziehen sich erst einmal zurück, müssen einen Weg finden, mit dieser Leere in sich, dem Schock und Verlust umzugehen. Und das ist o.k. Trauer braucht seinen Platz und Raum.
Andere werden aktiv, gehen zurück in das „alte“ Leben, das Leben vor diesem Kind. Es ist ja alles noch wie immer, das Kind war ja noch nicht wirklich da, es war das Beste, ein natürlicher Schutzmechanismus...und bei einer frühen Fehlgeburt wusste kaum jemand davon... Auch das ist o.k. Doch so begraben wir unseren Schmerz und übergehen die Trauer, streichen wir das nie geborene Kind aus unserem Leben. Meistens geht das nicht lange gut, kehrt nicht gesehener und verarbeiteter Schmerz zurück zu uns in Form von Körpersymptomen, Krankheit, Depression, Problemen in der Beziehung oder in der Familie.
Ich teile meinen Schmerz und meine Geschichte
Bei meiner Arbeit beobachte ich, dass immer mehr Frauen und Männer beginnen, diesen stillen privaten (Tabu)Raum zu verlassen. Sie teilen bewusst ihren Schmerz, als Paar und im Aussen. Sie
erzählen ihre Geschichten, geben ihren Sternenkindern oder Schmetterlingskindern einen Namen. Lassen sie eintragen im Geburtsregister. Verwaiste Eltern treffen sich in Foren, Trauergruppen,
Trauercafes. Sie vernetzen sich und reden, erzählen von ihrem Schmerz und teilen was ihnen geholfen hat. Sie entwickeln wunderschöne Rituale des Abschieds, und es gibt immer mehr Friedhöfe mit
besonderen Plätzen für Sternenkinder. Und langsam entsteht auch eine neue, achtsame Bestattungskultur.
Für die Eltern und ihre Familien sind diese Rituale und der Austausch mit anderen Menschen eine wichtige Hilfe im Annehmen und Verarbeiten. Und sie drücken dadurch aus: Unser Sternenkind
gehört zu uns, wir werden es nicht vergessen und geben dieser Seele einen Platz.
Warum? Die Frage nach dem Sinn
Eine Frage die sich alle verwaisten Eltern stellen, ist die Frage nach dem Warum.
Warum ist das passiert, was haben wir, habe ich falsch gemacht? Viele Frauen zermartern sich ihr Hirn und suchen nach möglichen Ursachen in ihrem Verhalten oder ihrer Situation. Hätte ich
vielleicht damals nicht... oder doch...vielleicht habe ich es nicht genug geliebt, gezweifelt..., ich hätte doch etwas merken müssen...Fragen oder Vorwürfe, Gedanken an Schuld tauchen auf.
Viele Frauen beschäftigt die Frage: Wie geht es unserem Kind jetzt? Wo ist es? Geht es ihm gut, musste es leiden? Oder auch die Frage an Gott: Warum erlaubst Du so etwas? Warum tust Du uns das
an?
Es ist ein tief menschliches Bestreben, eine Sinnhaftigkeit gerade in schweren Momenten unseres Lebens zu erkennen.
Mediziner sprechen oft von einem Schutzmechanismus des ungeborenen Lebens, die Natur stösst ab, wenn ein Wesen nicht lebensfähig ist. Doch ist diese Antwort wirklich ein Trost für die Betroffenen?
Oder gibt es noch andere Antworten, ist ein anderes sinnhaftes Verstehen möglich?
Wo können wir bei allem Schmerz Trost, Ruhe und Antworten finden? Was kann uns helfen zu heilen? Welche neuen Fenster öffnen sich dadurch vielleicht für uns, unser Verstehen und unsere Fähigkeit zu Lieben?
Und wenn wir verwaiste Eltern und Familien begleiten, wie können wir andere Menschen hier gut begleiten und unterstützen?
In diesem Buch folge ich dieser Spur. In vielen Gesprächen und Aufstellungen durfte ich Frauen und Männern, die eine oder mehrere Kinder durch Fehlgeburt oder Totgeburt verloren haben, begleiten. Sie alle haben ihre Geschichte erzählt, meine Fragen beantwortet. Gemeinsam haben wir hingesehen, uns führen lassen.
Begleitung durch Systemische Aufstellung und Seelenkommunikation
Besonders achtsam und heilend zeigt sich das Systemische Aufstellen und Hinsehen mit Hilfe von liebevoll geschnitzten Figuren und Symbolen. In klaren Bildern dürfen wir erkennen, welche Kräfte
hier wirken. Manchmal erkennen wir plötzlich auch ein Warum. Die Aufstellungen und Figuren lassen uns sehen, welche Folgen auf das Familiensystem eine Fehlgeburt oder Totgeburt haben können.
Besonders wenn diese Kinder nicht ihren guten Platz bekommen, wenn Trauer und Verlust nicht angenommen und geheilt sind. Mütter folgen ihren Kindern, das nachgeborene Geschwisterkind trägt eine
Last oder eine andere Person im Familiensystem übernimmt diese Rolle und findet nie seinen eigenen Platz, sein eigenes Leben. Besonders wenn ein tiefer Kinderwunsch besteht, hilft ein Blick auf
das Familiensystem.
Je tiefer wir bereit sind, uns den Kinderseelen zu öffnen, desto mehr zeigt sich auch eine andere, sehr natürliche Möglichkeit. Ich nenne sie Seelenkommunikation. Im Prinzip ist es eine ganz
natürliche Sache, die jeder Mensch kann. Schwangere Frauen und immer mehr Männer tun es oft ganz selbstverständlich: Sie reden mit dem Kind im Bauch, kommunizieren aus ihrem liebenden Herz.
Leider bricht dieser Kontakt bei einer Fehlgeburt und dem Schock oft ab. Doch es zeigt sich, dass genau diese Form der Kommunikation wichtig ist und uns helfen kann, unseren Schmerz und unsere
Trauer zu heilen. Seelen können uns auf ihre ganz besondere Art und Weise Antworten geben.
Auch dieser Spur folgen wir in diesem neuen Buchprojekt.
Anna Hubrich, lebt und arbeitet als Autorin und Coach mit Systemischer Begleitung in Oberbayern.Sie ist Mutter von einer Tochter und zwei Sternenkindern.